Gender – Pietismus – Adel

Veranstalter
Arbeitskreis "Gender und Pietismus" gemeinsam mit dem Interdisziplinären Zentrum für Pietismusforschung der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg
Veranstaltungsort
Franckesche Stiftungen, Historisches Waisenhaus, Amerika-Zimmer
Ort
Halle an der Saale
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.10.2015 - 24.10.2015
Von
Corinna Kirschstein

In der Pietismusforschung ist die Beteiligung des Adels an dieser Frömmigkeitsbewegung immer wieder hervorgehoben worden. Wenig erforscht ist allerdings insbesondere das Engagement adliger Frauen in pietistischen Kontexten. Diesen Befund aufgreifend möchte der Arbeitskreis die Bedeutung von Geschlecht für die pietistische Adelskultur ausleuchten. Dabei soll in geschlechtergeschichtlicher Perspektive den Fragen nachgegangen werden, inwiefern der Pietismus eigene Formen von Herrschaft ausgebildet hat, inwiefern der adelige Stand Möglichkeiten zur Beförderung und Stärkung des Pietismus eröffnete und wie Dinge und Texte von einer pietistischen Adelskultur hervorgebracht wurden und ihrerseits prägend auf diese zurückwirkten.
Untersucht werden adlige Herrschaftskonzeptionen und -praktiken im Verhältnis zu und als Ausdruck von pietistischer Frömmigkeit. Dabei ist nach den genderspezifischen Möglichkeiten herrschaftlichen Handelns, den personenstandsabhängigen Ausprägungen und dem Einfluss weiterer Akteure zu fragen. Ebenfalls in den Blick kommen Handlungsräume, d.h. Möglichkeiten des Handelns von adligen Männern, Frauen und Paaren im Rahmen ihrer Standesprivilegien. Von Interesse sind auch differente Optionen für unterschiedliche Adelsgruppen wie etwa fürstlicher, reichsgräflicher oder landsässiger Adel. Weiter wird in genderorientierter Perspektive nach der materiellen Kultur des pietistischen Adels gefragt. Dabei kann auch ein Spannungsverhältnis zwischen den Erfordernissen ständischer Repräsentation und pietistischer Frömmigkeit in den Blick kommen.
Schließlich soll es um pietistische Textproduktion mit dem Fokus Gender, Adel und Pietismus gehen. Verbindungen von Adel und Pietismus schlagen sich in verschiedenen Textsorten und Schreibpraktiken nieder: Briefe, Sendschreiben, Autobiographien, Diarien, Andachtsbücher, geistliche Lieder u.a.

Programm

Mittwoch, 21.10.2015

18.00 Uhr
Begrüßung

Eröffnung
Abendvortrag: Ulrike Gleixner: Adeliger Pietismus – Einklang oder Dissonanz. Fragen aus der Geschlechterforschung

Empfang

Donnerstag, 22.10.2015

Sektion I: Herrschaft

9.00 – 10.00 Uhr
Peter Vogt: „Als Christ ist man nicht Graf“. Paradoxien pietistisch-aristokratischer Identität bei Zinzendorf

Marita Gruner: Persönlicher Besitz und Gütergemeinschaft. Drei adlige Schwestern in der Herrnhuter Brüdergemeine des 18. Jahrhunderts

Heidrun Homburg: Ökonomische Aspekte des Herrschaftshandelns einer Pietistin im frühen 18. Jahrhundert. Erdmuthe Benigna von Reuss-Ebersdorf (1670-1732) als Regentin und Vormund ihrer Kinder

10.00 – 10.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

10.30 – 11.00 Uhr Kaffeepause

11.00 – 12.00 Uhr
Xenia von Tippelskirch: Geschlechterspezifische Aspekte in der Herrschaftspraxis radikalpietistischer Höfe

Wolfgang Breul: Gräfinnen und pietistische Reform in der Grafschaft Waldeck

Ulf Lückel: Von Berlin nach Kassel: Landgräfin Hedwig Sophie von Brandenburg (1623-1683), die Wegbereiterin für den reformierten Pietismus in der Landgrafschaft Hessen-Kassel

12.00 – 12.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

12.30 – 14.00 Uhr Mittagspause

14.00 – 15.00 Uhr
Magdolna Veres: Verbesserung der Stände nach Seckendorff – Entwurf der Jungfrauen-Schulen

Mareike Säck: Christian-Ernst und Sophie Charlotte zu Stolberg-Wernigerode und der „Wernigeröder Pietismus“. Seine Einführung als Prozess zwischen Glaubensstiftung und Landesherrschaft

Jan Martin Lies: Für Gott, gegen Norm und Tradition. Die Veränderungen im Selbstverständnis pietistischer Reichsgrafen und Reichsgräfinnen und die daraus resultierenden sozialen und politischen Folgen

15.00 – 15.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

15.30 – 16.00 Uhr Kaffeepause

Sektion II: Handlungsräume

16.00 – 17.00 Uhr
Antje Schloms: Adlige Frauen und ihr karitatives Wirken am Beispiel ausgewählter Waisenhäuser nach halleschem Vorbild

Juliane Jacobi: Erweckte Adelige in der Mädchen- und Frauenbildung des 19. Jahrhunderts

Pia Schmid: Handlungsräume adliger Mädchen und Knaben 1680-1750. Eine Analyse von Leichenpredigten

17.00 – 17.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

20.00 Uhr
Abendvortrag: Katrin Keller: Zwischen Reformation und Aufklärung. Frömmigkeit und Konfession als Handlungsfeld adeliger Frauen

Freitag, 23.10.2015

9.00 – 10.00 Uhr
Ole Fischer: Herrschaft und Homosozialität – Erbauungsgemeinschaften von adligen und bürgerlichen Männern im Pietismus

Thomas Grunewald: Die „Kirchberg-Affäre“ – Die Geschichte einer Mesalliance als „Präzedenzfall“

Lubina Mahling: Alte Klischees: Aktive Männlichkeit – passive Weiblichkeit? Friedrich Caspar und Dorothea Charlotte Louise von Gersdorf geb. von Flemming

10.00 – 10.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

10.30 – 11.00 Uhr Kaffeepause

11.00 – 12.00 Uhr
Katja Lißmann: Adliges Handeln zwischen Frömmigkeit, Lokalpolitik und Herrschaftsverantwortung: Sophia Maria und Adrian Adam von Stammer im Quedlinburger frühen Pietismus (1692-1705)

Holger Trauzettel: Jenseits persönlicher Frömmigkeit? Handlungsstrategien von Fürstinnen und Fürsten im Kontext von A.H. Franckes „Reise ins Reich“ (1717/18). Die Höfe Stuttgart, Darmstadt und Karlsruhe im Vergleich

Barbara Becker-Cantarino: Zur Bedeutung der „Hauswirtschaft“ im Engagement adliger Frauen im Pietismus

12.00 – 12.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

12.30 – 14.00 Uhr Mittagspause

Sektion III: Dinge

14.00 – 15.00 Uhr
Benjamin Marschke: Männliche Dinge, weibliche Dinge: Pietististische Maskulinität und adlige Mode im Kontext des „Great Masculine Renunciation“ in der atlantischen Welt

Thomas Ruhland: Der „Ordre de l‘union parfaite“ – Pietismus, Adelsnetzwerk, höfische Repräsentation

Claus Veltmann: Der geharnischte Pietist. Anmerkungen zur Darstellung pietistischer Adliger im Porträt

15.00 – 15.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

15.30 – 16.00 Uhr Kaffeepause

16.00 – 17.00 Uhr
Eva Johanna Schauer: Die Teinacher Lehrtafeln Antonias von Württemberg 1613-1679

Sophie Ziegler: Briefe als Spiegel der Frömmigkeit – Die Korrespondenzen Georgs II. und Sophia Eleonoras von Hessen-Darmstadt

Annette C. Cremer: Ausgestellte Innerlichkeit? Die Puppenstadt der Auguste Dorothea von Schwarzburg

17.00 – 17.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

Samstag, 24.10.2015

Sektion IV: Schreiben

9.00 – 10.00 Uhr
Cornelia Niekus Moore: Leichenpredigten als pietistische Fürstenspiegel

Katharina Klemm: Benigna von Solms-Laubach (1648-1702): Das ‚Ich‘ im pietistischen Diskurs

Martin Prell: Selbstentwurf und Herrschaftspraxis. Die Briefe Erdmuthe Benignas von Reuß-Ebersdorf (1670-1732)

10.00 – 10.30 Uhr Gemeinsame Diskussion

10.30 – 11.00 Uhr Kaffeepause

11.00 – 12.20 Uhr
Matthias Graf: Das Diarium Heinrich des XXIX. Reuss als Dokument pietistischer Adelskultur

Gerald MacDonald: Der radikale Pietist Ernst Christoph Hochmann von Hochenau und seine Kontakte zu adligen Frauen

Eva Kormann: Susanna Katharina von Klettenbergs religiöse Dichtung

Ruth Albrecht: Der Aufenthalt Adeline Gräfin Schimmelmanns in den USA (1898-1900) im Spiegel der zeitgenössischen amerikanischen Presse

12.20 – 12.40 Uhr Gemeinsame Diskussion

12.40 – 13.00 Uhr Schlussdiskussion

Kontakt

Christian Soboth

IZP, Franckeplatz 1, Haus 24, 06110 Halle a.d. Saale
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